Robert Koch kontra Max Josef von Pettenkofer

Zwei völlig verschiedene Mentalitäten treffen in der Gründerzeit aufeinander, obwohl sie beide im Tierkreiszeichen Schütze geboren sind. Koch hat seinen Verbund beginnend im vierten Haus, damit ist der Standort im vierten Haus, dort, wo die Quelle des Lebens beheimatet ist im Sinne des Schützen mit dem Wunsch nach anschaulicher Expansion, - allerdings bezogen auf das eigene Ego, denn der Verbund geht vom vierten Haus in das erste Haus. Man könnte sagen, „die Welt ist für ihn da und nicht er für die Welt.“

Der Jupiter, der den Verbund des dritten Quadranten anführt, steht in fünf, - die anschauliche Expansion bezieht das Leben mit ein. Die Durchführung passiert in Haus acht, - es bereitet sich eine Gegenwart vor, wenngleich dieser Pluto im Widder steht, also mit ziemlicher Vehemenz, direkt und ohne Zögern wird der Ausgangspunkt als Vorstellung präsentiert.

Die Waage, das Foyer des Tierkreises, dort, wo etwas Gegenwart werden kann, endet im ersten Haus, somit wird er als Person öffentliche Gegenwart. Die Venus selbst, deren zweites Zeichen Haus neun beherrscht, also wieder das Anschauliche repräsentiert, steht in vier, dort, wo der Verbund seinen Anfang hat. Somit schließt sich der Kreis.

Als Jungfrau-Ascendent diagnostisch angelegt, ist der Wassermann Herrscher von sechs, damit erhält die Wahrnehmung von Umständen und Bedingungen des Lebens einen neuen Ursprung beziehungsweise einen Paradigmenwandel. Der Uranus steht im Fisch in Haus sieben und tritt ins Bewußtsein der Gegenwart.

Robert Koch ist bekannt dafür technisch bestens nach dem Stand der Zeit ausgerüstet gewesen zu sein, schon sein Großvater vermittelte ihm den Umgang mit dem Mikroskop und der Fotographie. Er ist nicht Entdecker des Milzbrands, hat aber durch seine technischen Möglichkeiten den weiteren Beweis erbringen können, den Ferdinand Julius Cohn im Jahre 1872 postuliert hatte, daß Bakterien eine eigene Lebensform sind und sich nicht je nach Umweltbedingungen verändern.

Er war nicht der erste, der annahm, daß es sich bei der Tuberkulose um eine Infektionskrankheit handelt, aber er war der, der durch die Erfindungen anderer und durch sein Durchhaltevermögen als erster in der Lage war, das Tuberkel zu identifizieren und hat in einem Vortrag „Ätiologie der Tuberculose“ am 24. März 1882 seine Erkenntnisse vorgetragen. Zu diesem Zeitpunkt ist im Spiegelpunkt genau der Uranus im siebten Haus angetroffen.

Interessanterweise wurde für ihn der Lehrstuhl für Hygiene in Preußen neu geschaffen, ebenso das „Preußische Institut für Infektionskrankheiten“, das spätere Robert-Koch-Institut. Auch daß er gern gereist ist und es ihn in die Ferne gezogen hat, versteht sich aus seinem Horoskop.

Max Josef von Pettenkofer dagegen beginnt mit seinem Verbund in Haus zehn, als Schütze angelegt, reicht er bis in die Gegenwart. Dabei ist der Chef des Verbundes in Haus elf. Es geht auch bei ihm um einen Paradigmenwandel, um einen Wandel in der Zeitlichkeit zu vollbringen, der im Sinne der Bestimmung in einer veränderten Anschaulichkeit gegenwärtig wird. Erfreulicherweise sagt das Horoskop aus, in welcher Art sich die Bestimmung der veränderten Anschauung ergibt, - Uranus-Merkur sind zum Ursprung gebrachte neue Bahnen, - der Uranus ist der Herrscher von Haus eins, der in zehn steht, also ganz real Gegenwart wird und auch der Fisch kennzeichnet die Bestimmung mit seinem Neptun und ist selbst im ersten Haus autonom. Sieht man den Neptun in der Natur, so ist er das Meer, das Wasser, durch den Merkur ist er in Bahnen gelenkt. Die Stadt München hat Pettenkofer die Kanalisierung der Abwässer und die zentrale Trinkwasserversorgung zu verdanken.

Ausgangspunkt seiner Tätigkeit war, daß er nach den Erkrankungen der Besucher und Aussteller der „Ersten Allgemeinen Deutschen Industrieausstellung“ 1854 mit der Ursachenfindung für die Cholera und dem Typhus beauftragt wurde. 1847 wurde er an die Ludwig-Maximilians-Universität in München berufen und seine Vorlesungen befaßten sich schon mit der öffentlichen Gesundheit, später 1865 wurde als eigenes Fach der Lehrstuhl für Hygiene in München eingeführt, dessen Professur er innehatte und für ihn wurde das erste Hygieneinstitut bereits 1876 erbaut. Seine seuchenhygienischen Maßnahmen sind heute noch Grundlage, er verband die „Wissenschaft der Hygiene“ mit den Verwaltungen, den Ingenieuren und mit wirtschaftlichen Aspekten und erarbeitete Leitlinien und Gesundheitstechniken. Interessant ist dabei, daß er 1849 Vorschläge für eine verbesserte Methode zur Herstellung von Zement machte, dessen Erkenntnisse später zum Bau der Kanalisation notwendig waren, denn man benötigte wasserdichten Zement.

„Pettenkofer war der Meinung, daß die Umweltbedingungen für die Entstehung einer Krankheit von größerer Bedeutung sind, als die bloße Anwesenheit von Krankheitserregern. Zudem war er gegen die sinnlose Einschränkung des öffentlichen Lebens für den Fall, daß die Epidemie bereits landesweit ist.“  (Wikipedia Max von Pettenkofer)

Vor diesem Hintergrund versteht man auch den Selbstversuch, der als Antwort auf die Maßgabe von Robert Koch zu sehen ist, der den Erreger als allein krankmachend sah und somit das Immunsystem im Sinne einer Impfreaktion zu stärken wußte. Am 7. Oktober 1892 nahm er vor Zeugen einen Kubikzentimeter Cholera-Bakterien zu sich, an dem er leicht erkrankte. In der Folge nahmen weitere Studenten von ihm an diesem Versuch teil und erkrankten nur leicht oder gar nicht.

Das Max-von-Pettenkofer-Institut wurde führend in der Umweltmedizin und das Robert-Koch-Institut bakteriologisches Zentrum für die Welt, wobei es Max von Pettenkofer darum ging, die Lebensbedingungen und Umstände der Menschen systematisch zu erforschen und so zu verbessern, daß den Infektionskrankheiten der Nährboden entzogen wurde und das Immunsystem mit der Antwort auf die Infektion nicht überfordert wurde, so richtete Robert Koch sein Augenmerk auf Eingriffe in das menschliche Leben, wodurch sich die Impfungen in den Vordergrund drängten, ebenso die Vermeidung von Kontakten, wodurch sich das Abwehrsystem nicht in voller Größe von selbst entfalten kann. Kennzeichen der Vermeidung ist ein verstärktes Auftreten von Allergien, - die Kinder durften nicht mehr in den Kuhstall, im Kindergarten darf kein unverpacktes Obst vom Markt eingekauft werden, - es muß alles hygienisch rein und sauber sein.

Juli 2020

 

Literaturhinweis:
"1918: Die Welt im Fieber" von Laura Spinney
Carl Hanser Verlag
ISBN: 978-3-446-25848-8