Schicksalsplaneten
Flumserberger Seminare, Band 8

Nach protokollarischen Aufzeichnungen des folgenden Seminars:

Flumserberg, 21. April 1987 bis 25. April 1987

Ja gut, Mars-Pluto finden Sie sehr häufig, ich würde sagen, daß hier bei uns wenigstens fünfzehn bis zwanzig Personen Mars-Pluto haben, also bei denen das Container-Prinzip so vertreten ist, daß es sogar im Horoskop aufgeführt wird. – Ja?

K: Ja, aber die Zugehörigkeit ist doch dann wundervoll, wenn man kein Ego hat.

A: Das kommt darauf an.

K: Das ist doch ein Schutz fürs Ego.AK: Ein Schutz fürs Ego? Aus diesem Grund haben die alle Wirbelsäulenbeschwerden und die längsgestreiften Magenschmerzen. Und das ist ein Zeichen davon, daß sie in anderer Leute Vorstellung sind und daß es ihnen nicht mehr guttut.

K: Ja, aber ohne Mars kommen sie nicht raus.

A: Ja, jetzt stellen Sie sich mal die Bohnen in einer Bohnenkonserve vor, oder Mirabellen. Sie werden mir doch zugeben, daß der Zustand den Mirabellen nicht entspricht. Die Mirabellen, die einst auf einem Baum zwischen grünen Blättern waren und von der Sonne bestrahlt wurden, die Luft, die hingeweht hat, ein Vogel, der darüber geflogen ist mit leichtem Flügelschlag, – wir können natürlich lyrisch werden. Die sind in der Konservendose konserviert, noch dazu mit Konservierungsstoffen.

Das heißt mit anderen Worten: Ihr Ego wird darin konserviert. – Nicht? – Dann ist es vorbei. Alles, was gären könnte, ist vorher schon rausgeputzt worden, gezuckert werden sie. Das heißt, das ist fürs Ego untauglich. Sie haben Wirbelsäulenprobleme, und jetzt kommt das andere Problem, – wie soll ich das benennen? – Einmal in der Dose, immer in der Dose. Wer einmal in anderer Leute Vorstellung gelebt hat, will immer in anderer Leute Vorstellung leben. Ist das nicht klar? Das sind diejenigen, die jagen einher, sind ohne anderer Leute Vorstellung und suchen dann händeringend…

K: …eine Konservendose.

A: …eine Konservendose, in die sie hineinschlüpfen können, – sie suchen eine ideologische Konservendose.

Das ist das Prinzip. Deswegen haben wir so viele Ideologien, weil das Ursächliche beginnt – und jetzt sind wir wieder bei Adam und Eva – mit der Angst. Es beginnt mit der Angst, und die Angst zwingt das Kind schon in die Vorstellung der Eltern. Damit leben die Kinder die Vorstellungen der Eltern, dadurch sind sie geschützt, weil sie in dem Vorstellungscontainer der Eltern erstens vor den Eltern geschützt sind und zweitens vor der Umwelt.

Und die Angst kommt von der Vertreibung des Schmerzes. Entweder Sie haben Schmerz oder Sie haben Angst. Sie können immer wählen, was Ihnen lieber ist. Das Komische ist, den meisten ist die Angst lieber, weil sie glauben, sie können die Angst besser kompensieren als den Schmerz, – was ein Irrtum ist.

Der Schmerz ist wiederum nichts anderes als das Aufbrechen einer unvermuteten Unvollständigkeit. Schmerz ist immer nur das Aufbrechen einer unvermuteten Unvollständigkeit, die hinzunehmen ich nicht bereit bin, weil ich spätestens seit Dürer meine Gegenwart zum Ganzen mache. Also müßte spätestens seit Dürer das Bestreben gewesen sein, Schmerzmittel zu erfinden.

In der Tat ist Aspirin schon bald hundert Jahre alt, 1897. Das kommt hin, wenn es bei Mozart anfängt und bei Beethoven vollzogen ist, daß die Erinnerung an den Schmerz vorbei ist. In der Romantik hat man nur noch eine Erinnerung an den Schmerz.

Deshalb ist die Bach’sche Musik heute so beliebt, – konsumbeliebt, – bis einschließlich Mozart, weil in der Musik, in der der Schmerz ausgedrückt war, noch keine Angst verzeichnet ist. Das ist wie ein Narkotikum, und deshalb verwendet jede Hausfrau beim Eierkochen Mozart’sche Musik aus der Konserve.

Bei Bach ist noch keine Angst, bei Bach ist Schmerz, würdevoller Schmerz. Ab Mozart hört der Schmerz auf, wird verleugnet und es kommt die Angst. In dem Moment, in dem Sie Angst haben, wollen Sie geschützt sein. Das ist völlig klar.

Und geschützt sind Sie unter anderem in einem Vorstellungscontainer eines anderen oder einer Ideologie oder sonstwas. Wenn nun die Kinder, die in der Vorstellung der Eltern gelebt haben, ausgerechnet auch noch Anthroposophen-Kinder sind, dann schaut’s schon ein bisserl schlecht aus, weil die Eltern selbst schon im anthroposophischen Vorstellungscontainer drinsitzen. Das ist wie mit diesen russischen Puppen, – Puppe in Puppe.

Wenn Sie so jemandem sagen: „Geh raus aus der Vorstellung“, der wird gar nicht begreifen wollen, was Sie ihm erzählen. Der wird Ihnen eine große Rede schwingen, wie edel und gut der Weltgeist ist und was es da so an Harmonien gibt und was da alles so esoterisch rumspukt. Das werden die Ihnen erzählen wollen, aber Sie werden um alles ihre Vorstellungen verteidigen, in denen sie geschützt zu sein scheinen, bis eines Tages die ganze Menschheit in einem Vorstellungscontainer drinsitzt, – aber wehe, wenn der platzt.

Wenn dann die einzelnen Personen gerade in keinem Container drin sind, was meinen Sie, wie die mit Panik herumjagen? Das heißt, sie haben unendlich viel Angst und die treibt es wie wahnsinnig rum, weil dann das passiert, daß der Schmerz auftauchen könnte. Und bevor der Schmerz überhaupt in Ansätzen auftaucht, fliehen sie in irgendeine Vorstellung hinein, die sich gerade anbietet.

Flumserberger Seminar
Dienstag-Nachmittag
21. April 1987

Preis: 30,00 €
zzgl. Porto und Verpackung

ISBN: 978-3-927094-58-1