Fluß der Generationen
Seminare, Band 17

nach protokollarischen Aufzeichnungen von folgenden Seminaren:

Friedrichstadt, 23. März bis 26. März 2000
Erlenbach bei Zürich, 29./30. April 2000
Pichlmayrgut bei Schladming, 3. Juli bis 7. Juli 2000

In dem Moment, in dem Sie sagen „Ich personifiziere meine Schuld“, plausibilisieren Sie durch Begründungen die Schuld, was sagt „eigentlich ist die Welt unschuldig, wenn man nicht Fehler machen würde“. Begreifen Sie, was da falsch ist? Sie können sich durch Fehler nicht schuldig machen, wenn die Schuld nicht a priori in der Welt wäre. Sie könnten es gar nicht. Sie hätten gar keine Chance dazu.

„Nur weil ich das so oder so gemacht habe, habe ich mich schuldig gemacht“, - das ist nicht wahr. Sie sind Erscheinung einer Schuld, a priori, einer Schuld, die nicht die Ihre ist, und die müssen Sie durchstehen und Sie müssen sich schuldig machen. Sich rein zu halten ist das größte Sakrileg dem Himmel gegenüber.

In dem Moment, in dem Sie die Schuld, die nicht die Ihre ist, personifizieren, wird sie unlösbar. Dann wird sie nicht mehr lösbar, das ist vorbei, - weil Sie sich als Plausibilität einführen, um der Schuld einen Grund zu geben. Die treten im Büßerhemd auf und sagen „Ich habe mich schuldig gemacht“, und wenn Sie das sagen, haben Sie die Erleidensform der Schuld nicht akzeptiert. Wenn Sie irgendwo hingehen und sagen „Ich habe mich jetzt schuldig gemacht, bitte gar schön“, oder wie auch immer, dann haben Sie der Schuld einen Namen gegeben, nämlich den Ihren. Und damit ist die Schuld unerlöst.

Wenn Sie Erscheinung einer Schuld sind, dann nehmen Sie diese Schuld hin, Sie haben sie vollzogen, und sagen „Ich habe diese Schuld vollzogen, ich fühle mich kläglich, ich bin untröstlich über die Zerrissenheit meines Lebens. Ich habe den Schmerz über die Erfahrung der Unvollständigkeit meines Lebens.“ Danach können Sie von vorn anfangen. Sie haben die Schuld erfüllt, die in Sie gesetzt ist. In dem Augenblick aber, in dem Sie sagen „Ich habe mich schuldig gemacht“, haben Sie sich selber als Erscheinung der Schuld nicht akzeptiert, sondern die Schuld in Ihren Umständen begründet. Sie sagen „Wenn das nicht so gewesen wäre, dann hätte ich mich auch nicht schuldig gemacht“.

Pichlmayrgut
30. Juni 2003
Montag-Nachmittag

Preis: 25,00 €
zzgl. Porto und Verpackung

ISBN: 978-3-927094-38-3