Bestimmungsbegegnungen
Flumserberger Seminare, Band 5

Nach protokollarischen Aufzeichnungen des folgenden Seminars:

Flumserberg, 26. August bis 31. August 1985

Wir werden uns in diesem Seminar auch über das Böse unterhalten, – nicht das sogenannte Böse, sondern das Böse schlechthin. Denn Sie wissen selber, daß gerade dumme Personen in einer so ungeheuren, ich möchte fast sagen, genialen und virtuosen Weise das Böse tun können. Man kann sich das überhaupt nicht erklären, daß eine so dumme Person so ungeheure Leistungen vollbringen können sollte. Das ist überhaupt nicht drin.

Das Böse ist in dem Fall nicht personal, sondern das Personale ist das Werkzeug des Bösen, das es an sich gibt. Es ist das erlebte Mittelalter. Ich habe mal in einem Kloster ein Bild gesehen, – ich nehme an, es war ein Kloster, – auf dem waren Mönche hintereinander gehend abgebildet, und an jedem Mönch hing am Rücken den Hals umklammernd ein Teufel. – Haben Sie das Bild gesehen? – Niemand. – Schon? Wissen Sie, wo es ist? Ich hätte da gern ein Bild davon.

Sie wissen auch nicht, wo es ist, – aber es ist ungeheuer beeindruckend. Es muß eine mittelalterliche Darstellung dem Stil nach sein. Wissen Sie, die agieren nach vorne ins Bewußtsein hin frei, aber hinten haben sie einen Teufel sitzen. Das ist ein ungeheures Bild. Darüber werden wir schon noch reden müssen. – Was heißt „müssen“. Der Mensch lebt durch das, was ihn vernichtet. Er ist noch nicht einmal eine Insel, wenn überhaupt, ist er eine vorübergehende Erscheinung. Er ist noch nicht einmal eine Nußschale – von der Jung redet – auf dem Wasser. Noch nicht einmal die ist er, sondern er ist nur ein Aufscheinen. Aber dieses Aufscheinen im Bewußtsein, – das nimmt er ernst, aber nicht seine Relation. Sicher, man muß versuchen, sich dessen klar zu sein.

Flumserberger Seminar, 26. August 1985
Montag-Vormittag

Preis: 30,00 €
zzgl. Porto und Verpackung

ISBN: 978-3-927094-52-9